Duzen oder Siezen? Die richtige Anredeform für deine Website

Die Macht der ersten Worte

Stell dir vor, du betrittst zwei verschiedene Läden. Im ersten begrüßt dich jemand mit „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“ Im zweiten heißt es „Hey, was kann ich für dich tun?“ Merkst du den Unterschied? Genau das passiert auch auf deiner Website – nur dass du nicht da bist, um zu erklären, wie du es gemeint hast.

Sie oder Du – was löst das in uns aus?

Das „Sie“ wirkt…

  • Positiv: Professionell, respektvoll, vertrauenswürdig
  • Negativ: Distanziert, steif, unnahbar

Das „Du“ wirkt…

  • Positiv: Nahbar, freundlich, authentisch
  • Negativ: Respektlos, unprofessionell, aufdringlich

Aber hier wird’s interessant: Diese Wirkung ist nicht in Stein gemeißelt. Sie hängt komplett davon ab, wen du ansprichst.

Der Schlüssel liegt in deiner Zielgruppe

Als ich 2019 meine erste Website für mein Marketing-Business gebaut habe, hatte ich genau dasselbe Problem. Ich schaute mir andere Agenturen an – alle siezten. Also dachte ich: „Das mache ich auch so.“

Großer Fehler.

Meine Zielgruppe waren junge Gründerinnen und Start-up-Unternehmer. Die fühlten sich von meinem förmlichen „Sie“ nicht angesprochen. Es passte einfach nicht zu dem lockeren, innovativen Vibe, den sie suchten.

Der Durchbruch kam, als ich aufhörte zu denken: „Was macht meine Konkurrenz?“ und anfing zu fragen: „Was erwartet meine Zielgruppe?“

So findest du die richtige Anrede für deine Kunden:

Schritt 1: Analysiere deine Zielgruppe

  • Wie alt sind sie?
  • In welcher Branche arbeiten sie?
  • Wie kommunizieren sie selbst online?
  • Welche Websites besuchen sie sonst?

Schritt 2: Beobachte die Sprache
Geh auf Social Media und schau, wie deine Zielgruppe kommuniziert. Schreiben sie förmlich oder locker? Nutzen sie Emojis oder bleiben sie sachlich?

Wenn deine Zielgruppe gemischt ist

Manchmal hast du verschiedene Kundengruppen – manche erwarten das „Sie“, andere das „Du“. Hier ist mein Tipp: Entscheide dich für die Anrede, die zu deiner Marke passt.

Überleg dir:

  • Welche Werte willst du verkörpern? Autorität und Expertise oder Vertrauen und Nähe?
  • Wie willst du wahrgenommen werden? Als der seriöse Experte oder als der sympathische Berater?
  • Was fühlt sich für dich richtig an? Du musst dahinterstehen können.

Ein Beispiel: Apple duzt weltweit. Niemand würde sagen, dass Apple unprofessionell ist. Warum? Weil sie es schaffen, trotz „Du“ Kompetenz und Innovation auszustrahlen.

Die häufigsten Sorgen (und warum sie unbegründet sind)

„Wenn ich duze, nehmen mich Kunden nicht ernst.“

Falsch. Respekt entsteht durch deine Kompetenz, nicht durch deine Anredeform. Schau dir erfolgreiche Unternehmen wie Nike, Google oder Spotify an – sie alle duzen.

„Das Du ist zu persönlich für B2B.“

Auch das stimmt nicht mehr. Selbst im B2B-Bereich wird das „Du“ immer normaler. Besonders bei modernen, innovativen Unternehmen.

„Meine Branche ist zu konservativ fürs Duzen.“

Das mag für manche Bereiche wie Rechtsanwaltskanzleien oder Steuerberatungen zutreffen. Aber auch hier lockert sich der Markt. Entscheidend ist, wie du dich von der Konkurrenz abheben willst.

Der Praxistest: So triffst du die richtige Entscheidung

Stell dir diese Fragen:

1. Wen willst du erreichen?

  • Traditionelle Unternehmen → eher „Sie“
  • Start-ups und Kreative → eher „Du“

2. Was ist dein Alleinstellungsmerkmal?

  • Expertise und Autorität → eher „Sie“
  • Nahbarkeit und Innovation → eher „Du“

3. Wie kommunizierst du privat?

  • Förmlich und zurückhaltend → „Sie“ fühlt sich natürlicher an
  • Locker und direkt → „Du“ passt besser zu dir

Wichtige Feinheiten

Mix it nicht

Entscheide dich für eine Anredeform und bleibe dabei. Nichts wirkt unprofessioneller als ein wilder Mix aus „Sie“ und „Du“ auf derselben Website.

Übertrag es nicht zwanghaft

Nur weil du auf der Website duzt, musst du nicht jeden Kunden sofort duzen. Im persönlichen Kontakt kannst du erst mal beim „Sie“ bleiben, bis das „Du“ angeboten wird.

Denk international

Falls du international tätig bist: Im Englischen gibt es nur „You“. Das kann die Entscheidung vereinfachen, wenn du mehrsprachig arbeitest.

Meine Empfehlung

Entscheide dich für das „Du“, wenn:

  • Deine Zielgruppe jung und modern ist
  • Du Vertrauen und Nähe aufbauen willst
  • Du dich selbst wohler fühlst mit lockerem Ton
  • Du dich von förmlichen Konkurrenten abheben willst

Bleibe beim „Sie“, wenn:

  • Deine Zielgruppe traditionell und konservativ ist
  • Autorität und Seriosität im Vordergrund stehen
  • Du in einer sehr formellen Branche tätig bist
  • Es sich für dich natürlicher anfühlt

Das Fazit

Die Entscheidung zwischen „Du“ und „Sie“ ist keine Frage von richtig oder falsch. Es ist eine Frage der Strategie. Die beste Anredeform ist die, die zu deiner Zielgruppe, deiner Marke und zu dir passt.

Mein Tipp: Höre auf dein Bauchgefühl. Wenn du dich entschieden hast, stehe dazu. Authentizität schlägt perfekte Etikette – immer.

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